Telemarketing
Friday, April 7. 2006
Offenbar kommen mit dem Frühling auch die Telemarketer wieder aus ihren Löchern hervorgekrochen. Jedenfalls vergeht kaum ein Tag, an dem nicht jemand anruft und mir glaubhaft machen will, dass ich unbedingt dieses oder jenes Produkt oder Dienstleistung brauche. Die Robinsonliste (das Sternchen im Telefonbuch neben der Nummer) ist schon längst ein Hohn und macht man einen Telemarketer darauf aufmerksam, kriegt man Dinge zu hören wie "Ja wissen Sie, wir haben die Nummer aus dem Twixtel, da hat es kein Sternchen". Wenn man noch ein altes, analoges Telefon ohne Rufnummer-Anzeige hat, ist man diesen Anrufern meist ausgeliefert (die meisten Call-Center unterdrücken meines Wissens die Rufnummer). Aber es gibt immerhin eine Möglichkeit, wie man hin und wieder mit einem Telemarketer den Spiess umdrehen kann.
Heute war wieder mal so ein Tag, an dem schon am Morgen der erste solche Anruf kam. Am anderen Ende eine junge Frau, die wissen wollte, ob ich den nicht Lust hätte, auf den Sommer hin ein paar Kilo abzunehmen. Auf meine Nachfrage, wo sie denn meine Nummer her habe, reagierte sie frech mit "Die steht da in meinem Computer" und als ich ihr sagte, dass ich keine Lust hätte mit ihr zu sprechen erwiderte sie schnippisch "Ja wissen Sie, ich habe auch keine Lust mit Ihnen zu sprechen". Das man solche Anrufe erhält finde ich an und für sich schon eine Frechheit, dass einem die Anrufer dann aber noch frech vorbeikommen, schlägt dem Fass den Boden raus. Da fiel mir wieder ein, dass ich im Internet mal ein "Anti-Telemarketing-Skript" gesehen hatte. Nach kurzem Suchen fand ich die Seite wieder, lud mir das Dokument runter, druckte es aus und legte es neben das Telefon.
Wie es der Zufall so wollte, rief etwa ein Stunde später die gleiche Firma mit der gleichen Anfrage (aber einer anderen Person am Telefon) an! Dem Gegenwehr-Skript folgend, verlief das Gespräch dann etwa so:
Telemarketerin: Guten Tag, hier ist die Firma X Frau Y am Apparat. Sie möchten doch sicher auf den Sommer hin abnehmen.
Ich: Guten Tag, ich habe leider Ihren Namen nicht verstanden, können Sie den nochmals wiederholen?
TM: Mein Name ist Y.
Ich: Wie schreibt man das? Könnten Sie mir das buchstabieren?
TM: Das schreibt man (buchstabiert).
Ich: Danke. Können Sie mir sagen, wie Sie zu meiner Nummer gekommen sind?
TM: Wir rufen alle Personen in Ihrer Stadt an.
Ich: Aha. Machen Sie das Telemarketing als Vollzeitbeschäftigung?
TM: Wie bitte?
Ich: (wiederhole es)
TM: Ach so, ja, als Vollzeitbeschäftigung.
Ich: Ah schön. Wohnen Sie denn auch in meiner Stadt?
TM: Nein, ich wohne in Z.
Ich: Ah ja, Z ist eine schöne Stadt. Wie lange arbeiten Sie denn schon als Telemarketerin?
TM: Ich mach das jetzt schon seit zwei Jahren.
Ich: Oh, das ist aber ziemlich lange. Gefällt Ihnen der Job?
TM: Ja, ich mache das gerne.
Ich: Das kann ich mir vorstellen, das würde ich auch gerne mal machen.
TM: Sie möchten das auch machen?
Ich: Ja, warum denn nicht? Was verdienen Sie denn? Arbeiten Sie im Monatslohn?
TM: Nein, ich arbeite im Stundenlohn und verdiene Fr. 20.-/h.
Ich: Das ist ja gar nicht so schlecht. Bekommen Sie denn auch frei, wenn Sie mal zum Zahnarzt müssen?
TM: Was? Wie bitte?
Ich: Wenn Sie zum Zahnarzt müssen, gibt Ihnen der Arbeitgeber frei?
TM: Ah so, ja. Wissen Sie, wir können uns die Arbeitszeit einteilen, wir sind da recht frei.
Ich: Ah ja, das ist schön. Ist es denn in Ihrem Beruf wichtig, gute Zähne zu haben?
TM: Gute Zähne? Ja, schon.
Ich: Welche Zahnpasta könnten Sie mir den empfehlen?
TM: Wie, Zahnpasta? (lacht) Also, ich weiss auch nicht, Pepsodent?
Ich: Ok, vielen Dank für die Informationen. Könnten Sie mir wohl noch Ihre Telefonnummer geben?
TM: Ja, die Nummer lautet .....
Ich: Danke. Vielen Dank für Ihre Mithilfe und schönen Tag noch. Auf Wiederhören.
TM: Ja, danke, Ihnen auch einen schönen Tag.
So ungefähr ist das Gespräch abgelaufen. Mit dieser Methode kann man zwar nicht verhindern, dass man solche Anrufe erhält, aber es ist in jedem Fall befreiend, den Anrufer zu überrumpeln und den Spiess umzukehren. Die Dame am Telefon hat jedenfalls wohl erst nach dem Auflegen gemerkt, dass Sie gar nicht dazugekommen ist, ihre Schlankheitskur anzupreisen. Ausserdem kann man die Ressourcen des Call-Centers so unnütz binden.
Die einfachere Lösung bei solchen Anrufen ist wohl immer noch, einfach wieder aufzuhängen. Aber wie gesagt, hin und wieder eine solche Aktion durchzuführen, kann die Stimmung heben.
Trackbacks
Trackback specific URI for this entry
Comments
ich nehme prinzipiell keine unterdrücken rufnummern mehr entgegen, genau aus diesem grund.
Einige Punkte in Deinem Kommentar stimmen nicht ganz mit den Tatsachen überein:
Die Robinsonliste hat nichts mit dem Sterneintrag im Twixtel oder dem Telefonbuch zu tun. Der Sterneintrag ist eine Dienstleistung von Directories, während die Robinsonliste vom SDV - dem Schweizerischen Direktmarketing Verband geführt wird. Die Problematik ist folgende; Call Center beziehen in den meisten Fällen ihre Adressen über Adressbroker. Diese haben keine Informationen über den Sterneintrag bei Directories. Die in der Robinsonliste eingetragenen Adressen sind den Adressbrokern jedoch bekannt und sofern diese dem SDV angeschlossen sind, dürfen sie die Adressen nicht zu Werbezwecken verwenden.
Ausserdem bezieht sich die Robinsonliste lediglich auf adressierte Werbesendungen - nicht auf Telemarketing.
Der SDV führt zwei Listen; einerseits eben diese Robinsonliste für adressierte Werbesendungen, andererseits eine Liste derjenigen Personen, welche auf "direct sales" als Tür-zu-Tür-Marketing (wie dieses z.B. von der Ranger Marketing GmbH angeboten und von verschiedenen Telekommunikationsanbietern wie Tele2, Cablecom, Sunrise etc. genutzt wird) verzichten möchten.
Für eine Werbesperre im Bereich des Telefonmarketings Outbound läge der Ball beim Branchenverband für Call Center - und Kundenkontakt-Management in der Schweiz; CALLNET.CH - Swiss Contact Center Association.
Natürlich ist das Bedürfnis der Konsumenten an permission-basierter Werbung und die sinkende Akzeptanz im Bereich Telemarketing nicht unbemerkt an Callnet vorbei gegangen. Es ist anzunehmen, dass dieser in Bälde diverse Massnahmen treffen wird, wie z.B. einen Ehrenkodex für Telemarketing oder / und eine schwarze Liste analog der Robinsonliste des SDV. Dies ist nämlich auch im Sinne der verschiedenen Callcenter und damit des Callnet-Verbandes: Aufgrund der grossen Penetration des Telemarketings, werden Kunden immer resistenter gegenüber dieser Werbeform, die Wirkung nimmt ab, die Akzeptanz sinkt und letzten Endes leidet auch das Image der ganzen Branche unter dieser Entwicklung (insbesondere aufgrund "schwarzer Schafe", welche besonders aufdringlich und aggressiv vorgehen und sich noch nicht einmal an selbstverständliche Höflichkeitsregeln halten)
Nun, wer bereits heute darauf verzichten möchte, mittels Telemarketing beworben zu werden, der sollte dies beim nächsten Anruf eines Callcenters dem Agenten mitteilen. Die meisten Callcenter verfügen über eigene, dezentral geführte „schwarze Listen“. Leider gelten diese nur für das jeweilige Callcenter – es ist also nach wie vor möglich, dass man von einem anderen Callcenter (womöglich sogar vom gleichen Auftraggeber) kontaktiert wird.
Als letztes bestünde noch die Möglichkeit, Anrufer mit unterdrückter Telefonnummer nicht zuzulassen. Dafür wendet man sich am besten an den jeweiligen Provider. Da die meisten Callcenter ihre Rufnummer unterdrücken, wird man mit Sicherheit deutlich seltener telefonisch zu Werbezwecken kontaktiert. Zu beachten ist aber, dass auch private Anrufer mit einer unterdrückten Handy-Nummer Sie dann nicht mehr erreichen können.